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Ja, ich bin schwach geworden. Darf man das als Mann eigentlich in
diesem Zusammenhang zugeben? Also, ich lese gerade den zweiten Band
und habe das Ende von Kapitel 8 erreicht.
Den zweiten Band finde ich deutlich besser und reizvoller als den
ersten, was mir daran zu liegen scheint, dass sich der Konflikt
verlagert. Es geht nicht mehr - oder wenigstens: nicht mehr vor allen
Dingen - um die Frage fast unbedingter Unterwerfung und totaler
Dominanz. Ich habe mich damit unwohl gefühlt, weil mich das Thema
sehr persönlich beschäftigt hat und immer noch beschäftigt. Seit
ich begonnen habe, den ersten Band zu lesen, treibt mich die Frage
um, wie ich reagieren würde, wenn jemand aus meinem Freundeskreis
mir erzählen würde, du, ich gehe da voll drauf ab, wenn ich beim
Sex gefesselt und in jeder Richtung beherrscht werden.
Viel elementarer ist das andere Thema, das mich beschäftigt und
das auch hier aufgegriffen wird: Wie finde ich heraus, ob es Liebe
ist – was *ich* fühle? Ich empfinde fast schmerzhaften Neid auf
diejenigen Freunde und Freundinnen, die scheinbar so einfach jemand
kennenlernen, plötzlich verliebt und zusammen sind. Warum fällt es
ihnen so leicht? Warum ist es für mich so schwierig, so
undurchschaubar? Ist Liebe eine Sprache, die man als Teenager gelernt
haben muss, um sie zu „sprechen“ - eine, die ich manchmal glaube, nie sprechen zu lernen.
Zweimal in meinem Leben habe ich eine Frau
kennengelernt, bei der ich auf einmal gefühlt habe: Ich brauche dich in meinem
Leben, ich habe dich so sehr lieb – vor dem Einschlafen bist du
mein letzter Gedanke, und dein Name, dein Gesicht ist das erste, was
mir morgens zu Bewusstsein kommt, der Gedanke, dass du jemand anderen
lieber mögen könntest, dass du jemand anderen lieber küssen
möchtest oder mit ihm schlafen möchtest, tut mir so weh, dass ich
mich elend fühle, dass ich mich in einem stillen Winkel
zusammenkrümmen möchte und verschwinden, weil sich in mir alles
zusammenkrampft.
…
…
Ana versucht Christian beizubringen, wie sie ihn liebt, ihm die
Sprache der Liebe beizubringen. Am Ende des ersten Buches war sie an
dem zutiefst verzweifelten Punkt, dass sie den von sich stoßen muss,
was sie am meisten liebt, an der masochistischen Frage, welcher
Selbstquälerei man sich ausliefern soll: In eine Beziehung zu gehen,
die unerträglich ist, oder den unerträglichen Schmerz auf sich zu
nehmen, den geliebten Menschen aufzugeben. Eingangs des zweiten Buchs
kommen die beiden wieder zusammen, ihre Begegnung ist geprägt von
der schmerzlichen Anziehung-Abstoßung, die Catull auf den Punkt
gebracht hat: „Ich hasse und ich liebe. Warum es mir so geht,
könntest du fragen. Ich weiß es nicht – aber ich fühle es
geschehen und fühle mich wie ans Kreuz geschlagen.“
Ihr Weg verläuft vom kategorischen „entweder – oder“ zum
Leitmotiv des zweiten Bandes: Kompromiss. Im Laufe zumindest der
ersten Kapitel nähert sich ihre Beziehung einer nahezu normalen
Liebesbeziehung an, beide stecken Grenzen ab, unternehmen Dinge
gemeinsam, necken sich, (ver)ärgern einander, lieben (sie) und
ficken (er), und kommen einander auch unter dem Druck einer äußeren
Bedrohung näher.
Wird er irgendwann explodieren, weil seine Bedürfnisse und
Fantasien unterdrückt werden? Oder wird die märchenhafte
Umerziehung des Christian Grey gelingen? (Ist das nicht ein echter
Frauentraum: Den Traummann noch einmal umzumodeln, weil perfekt nicht
reicht?)
Und was würde ich machen, wenn die Frau, die mir nicht aus dem
Herzen will, mir gestünde, dass sie mich begehrt – aber nur a la
Red Room Of Pain?
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