Freitag, 11. Januar 2013

Lesetagebuch: 50 Shades Of Grey II

--> Ja, ich bin schwach geworden. Darf man das als Mann eigentlich in diesem Zusammenhang zugeben? Also, ich lese gerade den zweiten Band und habe das Ende von Kapitel 8 erreicht.
Den zweiten Band finde ich deutlich besser und reizvoller als den ersten, was mir daran zu liegen scheint, dass sich der Konflikt verlagert. Es geht nicht mehr - oder wenigstens: nicht mehr vor allen Dingen - um die Frage fast unbedingter Unterwerfung und totaler Dominanz. Ich habe mich damit unwohl gefühlt, weil mich das Thema sehr persönlich beschäftigt hat und immer noch beschäftigt. Seit ich begonnen habe, den ersten Band zu lesen, treibt mich die Frage um, wie ich reagieren würde, wenn jemand aus meinem Freundeskreis mir erzählen würde, du, ich gehe da voll drauf ab, wenn ich beim Sex gefesselt und in jeder Richtung beherrscht werden.
Viel elementarer ist das andere Thema, das mich beschäftigt und das auch hier aufgegriffen wird: Wie finde ich heraus, ob es Liebe ist – was *ich* fühle? Ich empfinde fast schmerzhaften Neid auf diejenigen Freunde und Freundinnen, die scheinbar so einfach jemand kennenlernen, plötzlich verliebt und zusammen sind. Warum fällt es ihnen so leicht? Warum ist es für mich so schwierig, so undurchschaubar? Ist Liebe eine Sprache, die man als Teenager gelernt haben muss, um sie zu „sprechen“ - eine, die ich manchmal glaube, nie sprechen zu lernen. Zweimal in meinem Leben habe ich eine Frau kennengelernt, bei der ich auf einmal gefühlt habe: Ich brauche dich in meinem Leben, ich habe dich so sehr lieb – vor dem Einschlafen bist du mein letzter Gedanke, und dein Name, dein Gesicht ist das erste, was mir morgens zu Bewusstsein kommt, der Gedanke, dass du jemand anderen lieber mögen könntest, dass du jemand anderen lieber küssen möchtest oder mit ihm schlafen möchtest, tut mir so weh, dass ich mich elend fühle, dass ich mich in einem stillen Winkel zusammenkrümmen möchte und verschwinden, weil sich in mir alles zusammenkrampft.






Ana versucht Christian beizubringen, wie sie ihn liebt, ihm die Sprache der Liebe beizubringen. Am Ende des ersten Buches war sie an dem zutiefst verzweifelten Punkt, dass sie den von sich stoßen muss, was sie am meisten liebt, an der masochistischen Frage, welcher Selbstquälerei man sich ausliefern soll: In eine Beziehung zu gehen, die unerträglich ist, oder den unerträglichen Schmerz auf sich zu nehmen, den geliebten Menschen aufzugeben. Eingangs des zweiten Buchs kommen die beiden wieder zusammen, ihre Begegnung ist geprägt von der schmerzlichen Anziehung-Abstoßung, die Catull auf den Punkt gebracht hat: „Ich hasse und ich liebe. Warum es mir so geht, könntest du fragen. Ich weiß es nicht – aber ich fühle es geschehen und fühle mich wie ans Kreuz geschlagen.“
Ihr Weg verläuft vom kategorischen „entweder – oder“ zum Leitmotiv des zweiten Bandes: Kompromiss. Im Laufe zumindest der ersten Kapitel nähert sich ihre Beziehung einer nahezu normalen Liebesbeziehung an, beide stecken Grenzen ab, unternehmen Dinge gemeinsam, necken sich, (ver)ärgern einander, lieben (sie) und ficken (er), und kommen einander auch unter dem Druck einer äußeren Bedrohung näher.
Wird er irgendwann explodieren, weil seine Bedürfnisse und Fantasien unterdrückt werden? Oder wird die märchenhafte Umerziehung des Christian Grey gelingen? (Ist das nicht ein echter Frauentraum: Den Traummann noch einmal umzumodeln, weil perfekt nicht reicht?)
Und was würde ich machen, wenn die Frau, die mir nicht aus dem Herzen will, mir gestünde, dass sie mich begehrt – aber nur a la Red Room Of Pain?

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